Ein paar Gedanken zu zwei verbreiteten Meinungen, die mir immer wieder begegnen…
„Veganer_innen missionieren“
Häufig wird Veganer_innen, die offen für ihre Lebensweise eintreten, vorgeworfen, dass sie missionieren würden. Viele erzählen sogar sehr stolz von sich, dass sie ja nicht zu den missionierenden Veganer_innen gehören und ihre Gründe eher für sich behalten würden. Aber ist der Begriff „missionieren“ hier überhaupt passend? Ich finde nicht. Meiner Meinung nach hat dieser im Zusammenhang mit dem Veganismus überhaupt nichts zu suchen. Ich möchte begründen warum.
Missionieren bedeutet eine Person vom eigenen Glauben überzeugen wollen bzw. eine Glaubenslehre unter Nichtgläubigen zu verbreiten. Das scheint für Personen, die sich noch nicht mit den Gründen für eine vegane Lebensweise beschäftigt haben, erst einmal ein passender Begriff zu sein. Aber anders als bei Religionen, bei denen z.B. an die Existenz von Gott geglaubt wird, da diese nicht nachgewiesen ist, orientieren sich Veganer_innen jedoch an Fakten. Sie glauben nicht, sondern wissen. Das ist ein großer Unterschied! Dass Tiere genauso empfindungsfähig sind wie wir, dass die Hauptursache für den Klimawandel die „Nutztier“haltung ist und dass viele Menschen verhungern, weil wir ihre Nahrungsmittel an unsere „Nutztiere“ verfüttern und weitere sogenannte Behauptungen sind Fakten, die sogar wissenschaftlich bewiesen sind.
Aufgrund dieser Fakten, die den meisten Menschen leider noch unbekannt sind, sind wir davon überzeugt, dass die vegane Lebensweise richtig ist. Veganismus ist also keine Religion! Ich bin der Meinung, dass es sogar unsere Pflicht ist für unsere ethischen Überzeugungen einzutreten. Gerade, weil die meisten Menschen die Fakten noch nicht kennen und bestimmt, wenn sie diese kennen würden, eine ähnliche Meinung hätten. Dadurch könnte sich die Welt viel schneller verändern.
Selbstverständlich würde ich niemals so unhöflich sein vor einer Person, die gerade ein Wurstbrot isst, einen Vortrag über die Auswirkungen des Fleischkonsums zu halten. Aber ich trage meine Lebensweise etwas nach außen, in dem ich z.B. das Vegan-Symbol an einer Kette oder T-shirts und Taschen mit dezenter Message trage. Damit möchte ich zum Nachdenken anregen. Und wenn eine Person in meinem Beisein etwas behauptet, das überhaupt nicht stimmt, muss ich manchmal meinen Senf dazugeben und es richtigstellen, weil ich das nicht im Raum stehen lassen kann und vor allem weil ich verhindern will, dass längst widerlegte Veganismus-Mythen weiterhin verbreitet werden. Ich bekam daher auch schon mal den Vorwurf zu missionieren, was ich aus oben genannten Gründen ungerechtfertigt finde.
Ich kann das Wort „missionieren“ im Zusammenhang mit dem Veganismus jedenfalls nicht mehr hören, da der Begriff hier nicht passt und ich mich nicht in die religiöse Ecke stellen lasse, weil ich für meine ethischen Überzeugungen eintrete, die auf Fakten beruhen, welche sogar wissenschaftlich bewiesen sind. Wie seht ihr das?
„Ernährung ist reine Privatsache“
Wenn Veganer_innen die Gründe für ihre vegane Lebensweise nennen, wird ihnen oft entgegnet, dass die Ernährung reine Privatsache sei und jede_r selbst entscheiden müsse, was sie/er essen möchte. Viele Veganer_innen sehen das auch so. Ich kann dem aber nicht ganz zustimmen und möchte gerne erklären warum ich hier eine andere Meinung habe und damit ein wenig zum Nachdenken anregen.
Nach unserer Moral dürfen wir alles tun, was wir wollen, solange es anderen Personen nicht schadet. Unsere Freiheit hört also dort auf, wo die Freiheit einer anderen Person beginnt. Ich kann nicht einfach auf der Straße eine Person erschießen, nur weil ich Lust darauf habe, denn ich würde über das Leben dieser Person entscheiden und ihr die Freiheit nehmen.
Was das mit der Ernährung zu tun hat? Ich bin der Meinung, dass nichtmenschliche Tiere Personen sind. Wissenschaftliche Ergebnisse haben gezeigt, dass sie wie wir Emotionen empfinden, empathiefähig sind, sich in andere Lebewesen hineinversetzen können, ein Langzeitgedächtnis besitzen und vieles mehr. Eigentlich brauchte ich diese Informationen nicht, weil meine Katze mir das lange vorher beigebracht hat. Wer, wie ich, mit einem nichtmenschlichen Individuum zusammenlebt oder zusammengelebt hat und eine sehr enge Bindung zu ihm hat bzw. hatte, weiß wovon ich rede. Sie sind wie wir. Da besteht, meiner Meinung nach, kein Zweifel. Der Personenstatus wurde zwar bisher nicht anerkannt, aber ich bin mir sicher, dass das eines Tages geschehen wird, da es immer unlogischer wird nichtmenschliche Tiere nicht in unsere Moral einzubeziehen. Ich habe mir das nicht ausgedacht. Einige Philosoph_innen und Wissenschaftler_innen sind mittlerweile dieser Meinung. Es entwickelt sich bereits ganz langsam in diese Richtung. Ein paar Beispiele: In Indien gelten Delfine als nichtmenschliche Personen und in New York wären kürzlich fast zwei Schimpansen „freigesprochen“ worden.
Ich kann daher nicht ganz zustimmen, wenn gesagt wird, dass Ernährung eine rein persönliche Entscheidung sei. Dafür weiß ich viel zu viel über nichtmenschliche Tiere. Ich weiß aber auch, dass die meisten Menschen das nicht wissen und kann ihnen daher nicht böse sein, wenn sie eine andere Meinung haben und daher nicht vegan leben. Ich kann nur dazu beitragen, dass sich die ethischen Gründe für den Veganismus genauso herumsprechen, wie es mit den gesundheitlichen Gründen geschehen ist, damit das Leid irgendwann endlich ein Ende hat. Und das möchte ich u.a. mit meinem Blog tun.
Mir liegt dieses Thema besonders am Herzen. Unsere Ernährung hat aber, wie ich bereits in anderen Beiträgen schrieb, auch Auswirkungen auf andere Menschen und die Umwelt. Es gibt also genug Gründe, warum die Ernährung vielleicht keine reine Privatsache sein könnte. Oder?