Ich hatte mich schon länger als Tierschützerin bezeichnet, als ich eines Tages, während ich gerade ein Stück Fleisch gegessen habe, plötzlich darüber nachdachte, was ich da gerade esse: Ein Stück von einem leidensfähigen Lebewesen, das sein Leben lassen musste, damit ich dieses Stück von ihm jetzt essen kann. Ich fühlte mich sehr unwohl und reduzierte deshalb meinen Fleischkonsum, war damit aber nicht wirklich zufrieden, weil es sich immernoch falsch anfühlte. Deshalb beschäftigte ich mich hin und wieder mit dem Thema Vegetarismus. Ich habe wohl schon geahnt, dass ich in diese Richtung gehen muss. Ein paar Monate später, im April 2008, habe ich mir die Doku Earthlings angeschaut, nachdem ich von dieser im Internet erfahren hatte. Es fiel mir sehr schwer alles anzusehen, aber ich habe mich dazu gezwungen, weil ich die Wahrheit wissen wollte. Denn nur, wenn ich informiert bin, kann ich die Entscheidung treffen, die für mich richtig ist. Ich war schockiert über das, was wir Menschen anderen empfindungsfähigen Lebewesen antun und noch am selben Abend habe ich beschlossen vegetarisch zu leben.
Nach weiterer Recherche, vor allem zum Thema Tierrechte, wurde mir bald klar, dass ich nur die vegane Lebensweise moralisch richtig finde. Deshalb habe ich begonnen, mich dieser immer mehr anzunähern. Im April 2010 habe ich beschlossen komplett vegan zu leben, weil ich einfach nicht mehr reinen Gewissens Milchprodukte und Eier essen konnte. Jeder Bissen fiel mir schwer. Von Verzicht kann hier also nicht die Rede sein. Nachdem ich die Entscheidung, vegan zu leben, getroffen hatte, war es so, als wäre mir ein Stein vom Herzen gefallen. Ich war erleichtert, da meine Lebensweise nun endlich zu meinen Werten passte. Negative Reaktionen meines Umfeldes konnten daran nichts ändern.
Am Anfang dachte ich, dass ich mit einer vegetarischen bzw. veganen Ernährung möglicherweise Mangelerscheinungen bekommen würde. Nachdem ich aber in diversen Foren erfahren hatte, dass es den meisten Menschen nach der Ernährungsumstellung gesundheitlich sogar besser ging, habe ich begonnen mich wissenschaftlich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Dies fiel mir nicht schwer, da ich aufgrund meines Biologie-Studiums bereits einiges an Vorwissen hatte. Ich habe dann über mehrere Jahre viele Paper gelesen und mich mit den physiologischen Vorgängen in unserem Körper beschäftigt. Ich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass die vegane Ernährung, sofern richtig durchgeführt, sogar die gesündeste Ernährungsform ist. Auch heute beschäftige ich mich noch mit dem Thema. Meine Gesundheit ist mir dadurch sehr wichtig geworden und ich versuche mein Leben deshalb immer gesünder zu gestalten.
Neben den Tierrechten und dem gesundheitlichen Aspekt kamen auch noch weitere Gründe hinzu. Die Tatsache, dass die „Nutztierhaltung“ die Umwelt zerstört und maßgeblich zum Welthunger beiträgt, hat mich noch mehr darin bestärkt, das Richtige zu tun.
„Veganism is not a limitation in any way; it’s an expansion of your love, your commitment to nonviolence, and your belief in justice for all.“
(Gary L. Francione, Juraprofessor)
Es war eine der besten Entscheidungen, die ich in meinem Leben je getroffen habe und ein Zurück gibt es für mich nicht. Erstens kann ich mir einfach nicht mehr vorstellen Fleisch, Milch und Eier zu essen, denn das sind, sowohl aus moralischer als auch aus gesundheitlicher Sicht, für mich keine Lebensmittel mehr. Zweitens habe ich mich dadurch persönlich weiterentwickelt, was für mich ein großer Gewinn ist. Ich habe viele neue, leckere Lebensmittel kennengelernt und Kochen ist eine große Leidenschaft geworden. Ich lebe gesünder, verhalte mich noch umweltfreundlicher und fairer, mein Gerechtigkeitssinn ist stärker geworden und ich beschäftige mich mehr mit sozialen bzw. gesellschaftlichen Problemen. Ich denke auch, dass ich empathischer geworden bin, weil ich merke, dass ich jetzt noch mehr Schwierigkeiten damit habe das ganze Leid auf der Welt zu ertragen. Auch wenn das Leben vorher vielleicht einfacher und unbeschwerter war, bin ich froh, dass ich die „rote Pille“ genommen habe. Denn wenn ich uninformiert wäre und somit das Leid nicht sehen würde, könnte ich nicht mithelfen die Welt zu einem besseren Ort für alle fühlenden Lebewesen zu machen. Die Entscheidung, sich, wie ich, über die Wahrheit zu informieren und Teil der Veränderung zu werden, kann jede_r treffen.
„This is your last chance. After this, there is no turning back. You take the blue pill – the story ends, you wake up in your bed and believe whatever you want to believe. You take the red pill – you stay in Wonderland and I show you how deep the rabbit-hole goes.“
(Morpheus, The Matrix)
Und? Bist du bereit für die „rote Pille“? Dann schau dich doch mal auf meinem Blog ein wenig um. Wenn du die „rote Pille“ schon vor einiger oder langer Zeit genommen hast, darfst du dich natürlich auch umsehen. Meine Beiträge mit Rezepten, Gedanken und Informationen richten sich nicht nur an Nicht- und Neu-Veganer_innen, sondern an alle. 😉