Seit einiger Zeit flüchten sehr viele Menschen nach Europa. Sie kommen hauptsächlich aus Syrien, weil es dort aufgrund des jahrelangen Krieges keine Perspektive mehr gibt. Ihre Häuser sind zerstört. Viele von ihnen haben geliebte Menschen verloren und sind selbst knapp dem Tod entkommen. Aus Verzweifelung machen sie sich, mit der Hoffnung auf eine sichere Zukunft für sich und ihre Kinder, auf eine lebensgefährliche Reise nach Europa. Auf dem Weg müssen viele durch eine Wüste wandern und mit einem Schlauchboot über das Meer fahren. Sie laufen tagelang, haben kaum etwas zu essen und müssen frierend unter freiem Himmel übernachten. Nicht alle überleben diese Reise und an den europäischen Grenzen wird es ihnen zusätzlich noch sehr schwer gemacht ihr Ziel zu erreichen. Die, die es zum Glück geschafft haben, werden hier in Deutschland überwiegend herzlich aufgenommen. Viele Freiwillige helfen bei der Versorgung und der Integration der Geflüchteten. Aber Deutschland hat leider auch eine hässliche Seite. Und die heißt Rassismus.
Seit über einem Jahr mobilisiert der Verein PEGIDA regelmäßig in Dresden viele Menschen für Demos gegen die angebliche Islamisierung des Abendlandes. In ihren Reden wird gegen Geflüchtete und Politiker_innen gehetzt. Mit jedem Mal werden die Reden schlimmer und erinnern mittlerweile an 1933. An den Montagen, an denen die Demos stattfinden, ist Dresden eine No-Go-Area. Insbesondere Menschen, die nicht deutsch aussehen oder offen antifaschistisch auftreten, können sich nicht mehr gefahrenlos auf der Straße bewegen. In anderen Städten gibt es kleine Ableger, von denen der Größte LEGIDA hier in Leipzig ist und auch hier ist es nicht mehr ganz ungefährlich sich nach den Demos in der Innenstadt aufzuhalten. Die rechtspopulistische Partei AfD wird laut Umfragen beliebter, mobilisiert ebenfalls für Demos und beteiligt sich an der Hetze. Auch im Internet, besonders auf Facebook, wird viel gegen Geflüchtete gehetzt. Zudem werden viele Lügen verbreitet und Menschen bedroht, die sich für Geflüchtete einsetzen. Bei den Bedrohungen ist es nicht geblieben. Henriette Reker, die Oberbürgermeisterin von Köln, wurde kurz vor ihrer Wahl mit einem Messer schwer verletzt, weil sie sich für Geflüchtete engagiert hat. Auch die Anschläge auf die Unterkünfte geflüchteter Menschen werden immer häufiger. Es vergeht kaum noch ein Tag, an dem nichts passiert.
Warum wir jetzt unbedingt etwas gegen Rassismus tun müssen
- Weil die Entwicklung unserer Gesellschaft besorgniserregend ist. Unsere Grundrechte und -werte sind in Gefahr. Denn rechtspopulistische Positionen werden immer mehr akzeptiert. Das Ziel von Rechtspopulist_innen und Neonazis ist ein autoritärer Staat, der nicht nur die Freiheit von Minderheiten, sondern die Freiheit aller Menschen einschränkt. Wer gegen rechte Bündnisse wie Legida demonstriert, wird mitbekommen haben, dass sie von der Polizei häufig bevorzugt behandelt werden und friedlicher Gegenprotest kriminalisiert wird. Das darf in einem demokratischen Staat nicht sein. Wir dürfen nicht zulassen, dass der Kampf gegen Diskriminierung, Unterdrückung und Ausbeutung umsonst gewesen ist. Daher ist jetzt sowohl friedlicher Widerstand gegen Rechts als auch Solidarität gegenüber Geflüchteten sehr wichtig. Je mehr Menschen mitmachen, desto wahrscheinlicher ist es, dass wir diese Entwicklung aufhalten können.
- Weil hier sonst möglichweise noch Menschen sterben. Ich mag mir gar nicht ausmalen, was passieren könnte, wenn es so weitergeht. Aber sehen wir mal den Tatsachen ins Auge: Einige der Opfer der rechtsextremen Gewalttaten wurden lebensgefährlich verletzt oder konnten rechtzeitig entkommen. Sie haben überlebt, weil sie Glück im Unglück hatten. In den 1990ern war es schon einmal so weit, dass Menschen ums Leben gekommen sind. Bekannte Beispiele sind die Mordanschläge von Mölln und Solingen. Damit derartiges nicht noch einmal passiert, müssen wir jetzt unbedingt etwas dagegen tun. Und zwar wir alle. Mit der Einstellung „Ich allein kann ja eh nichts ändern und deshalb mache ich nichts“ helfen wir indirekt den Täter_innen. Wenn Menschen ernsthaft in Gefahr sind, dürfen wir nicht wegschauen!
- Und speziell an Veganer_innen: Weil Tierrechte Menschenrechte mit einschließen, denn Menschen sind auch Tiere. Zudem beziehen wir uns immer auf Menschenrechte, wenn wir für Tierrechte argumentieren. Wir sind der Meinung, dass nichtmenschliche Tiere ein Recht auf ihr Leben und ihre Freiheit haben, weil sie ebenso empfindungsfähig sind und genauso bewusst am Leben teilnehmen wie wir Menschen. Wir stellen Speziesismus in die Reihe anderer Formen von Diskriminierung, wie Rassismus und Sexismus. Wie wollen wir denn jemals Tierrechte durchsetzen, wenn wir es mit den Menschenrechten nicht schaffen? Solange es Diskriminierung gegen Menschen gibt, wird es auch Speziesismus geben. Tierrechte und Menschenrechte müssen folglich Hand in Hand gehen. Deshalb ist es sehr wichtig, dass sich Tierrechtler_innen auch für Menschenrechte einsetzen. Besonders dann, wenn diese in Gefahr sind.
Was wir tun können
- Auf Gegendemos gehen. Damit können wir Rassist_innen zeigen, dass sie nicht „das Volk“ repräsentieren. Sie sind davon überzeugt, dass die Mehrheit der Menschen auf ihrer Seite ist und denken deshalb leider, dass sie mit ihrer Hetze und ihren Gewalttaten etwas Gutes für die Allgemeinheit tun würden. Diese Illusion nehmen wir ihnen erst, wenn wir sehr viele sind. Rostock-Lichtenhagen war möglich, weil die Täter_innen das Gefühl hatten, dass die ganze Bevölkerung hinter ihnen steht. Deshalb sollten wir dafür sorgen, dass Rassist_innen dieses Gefühl nicht haben. Und zwar indem wir Präsenz zeigen. Zudem verhindern wir damit, dass sie ihre Hetze auf der Straße verbreiten können.
- Mit Rassist_innen reden, denn nicht alle von ihnen sind dumm oder Nazis. Ich glaube, dass die meisten von ihnen auf rechte Propaganda hereingefallen sind, welche von Nazis genutzt wird um Ängste zu schüren. Ich bin immer wieder darüber verwundert, welche Menschen zu den sogenannten besorgten Bürger_innen zählen. Darunter sogar Menschen, die ich kenne und bei denen ich so etwas nie für möglich gehalten habe. Auch einige vegan lebende, die sich schon länger aufopfernd für Tierrechte einsetzen, verbreiten in sozialen Netzwerken Unwahrheiten oder beteiligen sich sogar an der Hetze. Ich bin der Meinung, dass vegan lebende nicht dumm sein können, weil es etwas Intelligenz erfordert das System zu hinterfragen und nicht dem Mainstream zu folgen. Aber auch intelligente Menschen können über bestimmte Themen uninformiert sein. Ich hätte vielleicht ebenso auf die rechte Propaganda hereinfallen können, wenn ich mich nicht schon lange vorher informiert hätte. Und deshalb denke ich, dass wir mit etwas Mühe viele von ihnen aufklären können, indem wir Ihre Argumente widerlegen.
- Im Alltag deutlich gegen Rassismus positionieren, z.B. indem wir mit möglichst vielen Menschen über das Thema reden und Kleidung oder Taschen mit Statements wie „Refugees Welcome“ tragen. Zudem können wir Blogbeiträge zum Thema veröffentlichen und in sozialen Netzwerken darauf aufmerksam machen. Auch damit zeigen wir Rassist_innen, dass sie nicht die Mehrheit sind. Außerdem erkennen möglicherweise andere Menschen, wie wichtig dieses Thema gerade ist und vielleicht ermutigen wir sie ebenfalls aktiv zu werden. Weiterhin drücken wir damit Solidarität aus.
- Geflüchteten helfen. Ihnen zeigen, dass sie willkommen sind. Wir können sie unterstützen indem wir Geld, Kleidung und Lebensmittel spenden oder ihnen aktiv helfen, indem wir sie beim Zufluchtsuchen unterstützen, ihnen eine Unterkunft geben, für sie Lebensmittel bereitstellen, ihnen Deutsch beibringen, mit ihnen etwas unternehmen, uvm.
- Gegen Rassismus engagieren. Wir können z.B. eine antirassistische Gruppe gründen oder uns einer bestehenden Gruppe anschließen und kreative Aktionen planen. Gemeinsam für Gerechtigkeit kämpfen motiviert und wenn viele Menschen mitmachen, wird es auch Erfolge geben.
- Die Politik ändern. Wenn wir eine Partei wählen, die sich rechts im politischen Spektrum befindet, müssen wir uns nicht wundern, wenn unzufriedene Menschen den nur kleinen Schritt zum Rechtspopulismus gehen. Zudem sollten wir darüber nachdenken, ob wir ein System unterstützen wollen, das soziale Ungleichheit verursacht. Denn genau das ist der Grund für den Hass auf Geflüchtete. Gerade Menschen, denen es finanziell nicht gut geht und Menschen, die Angst haben, dass es ihnen vielleicht mal nicht mehr so gut gehen wird, weil sie möglicherweise ihren Job verlieren könnten, neigen dazu egoistisch zu werden. Bei einigen kann es so weit gehen, dass sie bestimmten Menschen nicht einmal Grundrechte zugestehen. Durch die Abschottungspolitik der derzeitigen Regierung sterben viele Menschen bereits auf der gefährlichen Flucht. Die Verschärfung des Asylrechts bestätigt Rassist_innen in dem was sie tun. Dadurch wird es nur noch schlimmer. Die Lösung wäre soziale Gerechtigkeit für alle Menschen statt Vorteile nur für Reiche oder nur für Deutsche. Was übrigens schon sehr lange das Ziel von Parteien ist, die sich links im politischen Spektrum befinden.
Fazit
Es ist an uns diese besorgniserregende Entwicklung aufzuhalten. Wir müssen verhindern, dass Rassist_innen und Nazis ihre rechte Hetze verbreiten. Dies können wir tun indem wir friedlichen Protest ausüben und möglichst viele Menschen informieren. Wir sollten von rechter Hetze betroffene Menschen, insbesondere Geflüchtete, unterstützen, indem wir ihnen direkt helfen und uns solidarisch zeigen. Zudem müssen wir die Menschen aufrütteln, die zwar bereits informiert, aber zu bequem sind um sich zu beteiligen. Wir können es schaffen, aber nur dann, wenn wir viele sind! Und längerfristig ist ganz wichtig: Wir sollten keine Parteien wählen, die sich rechts im politischen Spektrum befinden, auch wenn diese demokratisch sind (CDU, CSU, FDP). Denn ihre Politik ist die Ursache des Rassismus-Problems und verantwortlich für das Sterben vieler Menschen auf ihrer Reise nach Europa.