Am Wochenende war ich wieder einmal auf dem Veganen Sommerfest Berlin, welches nun zum 8. mal stattfand und mittlerweile das größte vegane Sommerfest in Europa ist. In den letzten Jahren hieß es „vegan-vegetarisches Sommerfest“. Der neue Name gefällt mir viel besser, da es eigentlich schon immer ein rein veganes Sommerfest war. Es fand wieder auf dem Alexanderplatz statt und ging, wie letztes Jahr, wieder über 3 Tage, und zwar vom 28. bis 30. August. Ich war Samstag und Sonntag dort. Es war mit 55.000 Besucher_innen sehr gut besucht.
Das Vegane Sommerfest wird jedes Jahr von der Albert Schweitzer Stiftung, dem VEBU und Berlin-Vegan organisiert, welche dort immer mit Infoständen vertreten sind. Zudem gibt es auch immer viele weitere Info- und Verkaufsstände von Organisationen, die sich in irgendeiner Weise für Tiere oder die vegane Lebensweise einsetzen, diesmal waren u.a. Animal Equality, ARIWA, Erdlingshof, Hof Butenland, Ärzte gegen Tierversuche, Sea Shepherd Deutschland, PETA2 und das Deutsche Tierschutzbüro darunter. Auch in diesem Jahr gab es wieder einige Stände, an denen es z.B. vegane Schuhe und Kleidung zu kaufen gab sowie Stände, an denen vegane Produkte probiert werden konnten. Die Auswahl war an sich ganz gut. Ich hätte mir jedoch noch ein paar mehr Stände gewünscht, die Produkte mit Statements, wie Taschen, Kleidung, Schmuck und Bilder, anbieten. Letztes Jahr waren z.B. Roots of Compassion, HansVurst und Hartmut Kiewert noch dabei.
Viele weitere Stände sorgten für die Verpflegung. Es gab z.B. Döner, Dürüm und weitere orientalische Spezialitäten, verschiedene Burger, Süßkartoffel-Pommes, Gyros-Wraps, Bratwurst, Currywurst, Paella, Gemüse-Curry, Pakora und weitere indische Spezialitäten, Steaks im Brötchen, Kuchen, Waffeln, Donuts und verschiedenes Eis. Alles vegan und das, was ich probiert habe war super lecker! Auch wenn ich einiges doch ziemlich teuer fand. Burger und Döner kosteten z.B. 6 € und die etwas günstigeren Gerichte waren eher Snacks. Allerdings hatte ich bei den heißen Temperaturen auch keinen allzu großen Hunger, was den Geldbeutel dann doch etwas geschont hat. Besonders lecker fand ich den Burger von Vincent Vegan, auf den wir 30 min warten mussten, weil der Stand so begehrt war und das handgemachte Eis am Stiel von Paletas Berlin mit Sorten wie Himbeere-Vanille, Mango-Kokos, Gurke-Zitrone und Erdbeere-Minze.
Wie im letzten Jahr gab es wieder eine Bühne und ein Kongresszelt mit vollem Progamm über die ganzen 3 Tage. Auf der Bühne traten hauptsächlich musikalische Künstler_innen auf. Ansonsten gab es auch wieder Kochshows, u.a., wie im letzten Jahr, eine Roh-„Kochshow“ von Kirstin Knufmann. Im Kongresszelt gab es viele Vorträge, auf die ich am Ende meines Berichts noch näher eingehe. Auch für Kinder war das Sommerfest sicher nicht langweilig. Es gab z.B. wieder eine Hüpfburg und soweit ich weiß soll es auch Kinderschminken gegeben haben.
Eine Besonderheit war diesmal der Erdlingslauf, ein Spendenlauf für den Erdlingshof, welcher Samstag und Sonntag parallel zum Veganen Sommerfest stattfand. Mit diesem haben die Organisator_innen und die sogenannten Vegan Runners darauf aufmerksam gemacht, dass die vegane Ernährung bestens für die sportliche Leistungsfähigkeit geeignet ist und ein Zeichen für Tierrechte gesetzt. Die Läufer_innen wurden nach ihrem Lauf am Sonntag auf dem Sommerfest mit viel Applaus empfangen. Ich finde, dass das eine tolle Aktion war! Eigentlich wollte ich vorher auf meinem Blog ein wenig dafür werben, aber aufgrund meines zeitraubenden Studiums habe ich nicht rechtzeitig dafür Zeit gefunden. Den Erdlingslauf soll es auch nächstes Jahr wieder geben.
Am Samstag Nachmittag gab es noch eine weitere kleine Aktion von als bekannte Held_innen verkleideten Personen, die mit der Botschaft „Go Vegan – Be A Hero“ darauf hinweisen, dass die vegane Lebensweise eine Heldentat ist. Fand ich ganz cool.
Da ich schon relativ lange vegan lebe und deshalb die meisten Organisationen und deren Aktionen sowie die meisten veganen Produkte bereits kenne, waren für mich hauptsächlich die Vorträge im Kongresszelt interessant. Diese waren wieder sehr gut organisiert. Die Auswahl fand ich auch gut, da es verschiedene interessante Themen gab. Auf ein paar Vorträge, die mir besonders gut gefallen haben, möchte ich noch etwas genauer eingehen.
Kristin Höhlig und Daniel Hausmann vom Bio-Veganen Netzwerk haben über Bio-Vegane Landwirtschaft, also Ökologische Landwirtschaft ohne „Nutz“tiere, informiert. In dieser werden weder synthetische Düngemittel noch Gülle eingesetzt und es wird auf Pestizide verzichtet. Mit geplanter Anwendung von Fruchtfolgen, Gründüngung (z.b. Anbau von Leguminosen) und das Zurückführen von Nährstoffen in den Boden durch Kompost funktioniert es auch ohne diese. In Deutschland gibt es noch keine einheitlichen Regeln und kein Label, im Gegensatz zu Großbritannien. Deshalb ist es hier noch schwierig bio-vegane Produkte zu vermarkten. Bisher gibt es nur wenige Betriebe, die bio-vegan anbauen. Unterstützen können wir die bio-vegane Idee, in dem wir andere Menschen darüber informieren, die Nachfrage in Bioläden erhöhen, regionale bio-vegane Höfe unterstützen oder uns mithilfe von z.B. Gemeinschaftsgärten selbst versorgen.
Denis Drescher hat einen Vortrag über Effektiven Altruismus gehalten, bei dem es darum geht mit der verfügbaren Zeit und dem verfügbaren Geld das Leid möglichst vieler empfindungsfähiger Lebewesen zu verhindern bzw. sehr zu verringern. Diese Strategie wird von einigen Organisationen wie Animal Equality und der Albert-Schweitzer-Stiftung bereits erfolgreich angewandt. Wenn wir an eine Organisation Spenden wollen, sollten wir folgendes beachten: Die Kosteneffektivität (z.B. wieviele Lebewesen können mit meinem Geld gerettet werden?), die Opportunitätskosten (Wieviel Verlust bei falscher Spende?), den Grenznutzen (ab wann lohnt es sich nicht mehr zu Spenden, z.B. wenn genug Geld, aber zu wenig Zeit vorhanden ist), die Kontrafaktizität (Verursachung von Schaden statt Nutzen) und den Erwartungswert (Wie sicher ist es? Wenn es eher unsicher ist, dann lohnt es sich nur bei sehr großem Nutzen).
Besonders gefreut habe ich mich auf den Vortrag „Was ist eigentlich ein Veganer?“ von dem Artgenossen am Samstag Abend, da ich ein großer Fan von seinen Videos und Comics bin. Er hat u.a. erzählt, dass er die Videos macht, weil er keine Lust hat immer wieder die gleichen Fragen zu beantworten bzw. die gängigen Mythen zu widerlegen. Stattdessen kann er nun einfach auf seine Videos verweisen, mit dem positiven Nebeneffekt, dass er gleichzeitig mit diesen auch viele Menschen von der veganen Lebensweise überzeugen kann. Teilweise ist er auf Inhalte seiner Videos eingegangen und hat auch ein paar Comics vorgestellt sowie einen seiner Texte vorgelesen. Irgendwann möchte er vielleicht einmal ein Buch mit seinen Comics herausbringen und seine Videos zusätzlich auf englisch veröffentlichen, aber das wird eher noch eine Weile dauern. Wer ihn noch nicht kennt, sollte mal seinen Youtube-Channel und seine Website besuchen. Wirklich sehr zu empfehlen!
Jan Peifer, Gründer des Deutschen Tierschutzbüros, hat einen Vortrag über investigativen Journalismus im Tierschutz gehalten. Er fotografiert und filmt schon sehr lange heimlich Misstände in der Tierhaltung und bringt diese an die Öffentlichkeit. Schon ungefähr 400 Mal wurde er u.a. von der Agrar-Lobby wegen Hausfriedensbruch angeklagt, mit dem Ziel ihn mundtot zu machen. Jedoch wurde er nie verurteilt, da er im Interesse der Öffentlichkeit handelt und das wichtiger einzustufen ist, als die Privatsphäre der Tierausbeuter_innen. Er hat u.a. auch erzählt, dass er als Teenager eigentlich aus gesundheitlichen Gründen vegan wurde, irgendwann ethisch überzeugte Veganer_innen kennenlernte, durch sie erkannte, wie wichtig die vegane Lebensweise ist und dann passionierter Tierschützer wurde. Wer mehr über ihn und seine Arbeit erfahren möchte, kann z.B. seine Website „Nackte Wahrheit“ besuchen.
Jürgen Foß, Gründer der Tierrechtsorganisation Animal Rights Watch, hat sein neues Projekt vorgestellt. Es handelt sich dabei um den Lebenshof Land der Tiere, welcher 2014 eröffnet wurde, sich aber noch im Aufbau befindet. Das Land wurde neu erworben und hat viel Geld gekostet. Wohnungen für Mitarbeiter_innen und ein paar Ställe gibt es schon. Einige menschliche und nichtmenschliche Tiere sind bereits eingezogen. Geplant sind u.a. ein Seminarhaus und Ferienunterkünfte, wofür noch Unterstützer_innen benötigt werden. In Zukunft soll es dort also ein Bildungsangebot für z.B. Schulen und Urlaubsmöglichkeiten geben. Das Land der Tiere soll, wie andere Lebenshöfe, dazu beitragen das bestehende Mensch-Tier-Verhältnis zu hinterfragen und den Tierrechtsgedanken zu verbreiten. In einem anderen Vortrag wurden die Lebenshöfe Hot Butenland und Erdlingshof jeweils von ihrem Gründer vorgestellt.
Eine Aktivistin hat über die Arbeit des Bündnisses Grüne Woche Demaskieren! berichtet. Bei der Internationalen Grünen Woche handelt es sich um die weltgrößte Messe für Ernährung, Landwirtschaft und Gartenbau. Mit kreativen Aktionen wird darauf hingewiesen, dass diese für Unterdrückung, Tierausbeutung und Umweltzerstörung steht und somit alles andere als grün ist. Der Fokus liegt dabei hauptsächlich auf dem Kampf gegen Tierausbeutung. Die Aktivistin hat uns Fotos und Videos von den kreativen Aktionen des Bündnisses gezeigt. Sie haben dem Deutschen Bauernverband die Rosa Brille „für exzellente Öffentlichkeitsarbeit und professionelle Meinungsmache“ verliehen, da dieser es immer wieder schafft die Tatsachen herumzudrehen. Außerdem haben sie Messepläne mit Informationen auf der Rückseite an die Besucher_innen verteilt und riesige Banner mit Statements am Messegebäude über dem Eingang aufgehängt.
Ich habe noch ein paar weitere interessante Vorträge gesehen und einige habe ich leider verpasst. Dies ist ist nur eine kleine Auswahl, um zu zeigen, wie vielfältig die Themen waren. Mir hat es auf dem Veganen Sommerfest insgesamt wieder sehr gut gefallen und vielleicht bin ich ja nächstes Jahr wieder dabei. 🙂 Und zum Abschluss möchte ich noch ein paar weitere Impressionen zeigen: