Am Wochenende war ich mit meinem ebenfalls vegan lebendem Freund auf dem Vegan-Vegetarischen Sommerfest in Berlin. Es ist nicht weit enfernt von Leipzig und daher hatte ich keinen langen Anreiseweg. Das erste mal war ich im Sommer 2010, kurz nachdem ich vegan wurde, dort. Damals war es noch viel kleiner und fand auf dem Breitscheidplatz statt. Da das Sommerfest immer größer und beliebter wurde, findet es nun seit einigen Jahren auf dem Alexanderplatz statt und dieses Jahr ging es erstmals sogar 3 Tage. Ich war von Samstag bis Sonntag dort und an diesen Tagen war es sehr gut besucht. Insgesamt sollen 50.000 Menschen auf dem Sommerfest gewesen sein. Es wurde also wieder einmal der Rekord gebrochen. Die tierleidfreie Lebensweise wird immer beliebter. 🙂
Das Vegan-Vegetarische Sommerfest wurde von der Albert Schweitzer Stiftung, dem VEBU und Berlin-Vegan organisiert, welche zusätzlich mit Infoständen vertreten waren. Zudem gab es viele weitere Info- und Verkaufsstände von Organisationen, die sich in irgendeiner Weise für Tiere oder die vegane/vegetarische Lebensweise einsetzen, darunter Animal Equality, Ärzte gegen Tierversuche, Sea Shepherd Deutschland, Erdlingshof, PETA, Stop Vivisection, Tierfabriken Widerstand und Die Tierbefreier. Weiterhin hatten dort z.B. auch HansVurst, Avesu und Roots of Compassion einen Verkaufsstand. Bei dem Künstler Hartmut Kiewert habe ich mir ein Poster gekauft.
Ansonsten gab es viele Stände, die für die Verpflegung gesorgt haben. Es gab z.B. Burger, verschiedenste Döner, Currywurst, Hotdogs, Paella, Baked Potatoes, türkische Spezialitäten (Baklava, Lahmacun, Börek, Pide, etc.), sudanesische Brottaschen mit Falafel oder lecker gewürztem Tofu und Erdnusssoße, indische Wraps, Cupcakes, Eis, Waffeln und auch sowas wie Rohkostkekse. Selbstverständlich war alles vegan! Insgesamt handelte es sich vor allem um Fastfood, was aber auch am einfachsten mal eben nebenbei gegessen werden kann. Allerdings gab es fast überall Döner. Vielleicht hätte das besser abgesprochen werden können. Aber so schlimm war es nicht. Es gab ja dennoch eine recht große Auswahl an Speisen.
Das Eis von „BRUNA natürlich Eis“ (s. Fotos) war extrem lecker und ist daher besonders erwähnenswert. Es gab so tolle Sorten, wie z.B. Apfelkuchen, Holunder-Lavendel, Orange-Möhre und Pflaume-Kirsche. Ich musste daher an dem Wochenende mehrmals Eis essen. 😉
Weiterhin gab es eine Bühne und ein Kongresszelt mit vollem Programm. Auf der Bühne traten musikalische Künstler_innen auf, aber u.a. auch Björn Moschinski mit seinen berühmten Kochshows, nach denen er seine auf der Bühne zubereiteten Speisen immer im Publikum verteilt. Es gab auch eine Roh-„Kochshow“ von Kirstin Knufmann, die ich jedoch leider verpasst habe. Das Vegan Strength Team hatte auch wieder einen Auftritt, den ich diesmal aber auch nicht gesehen habe. Das Programm auf der Bühne und im Kongresszelt liefen parallel, so dass es nicht möglich war überall dabei zu sein und irgendwann muss ich ja auch mal was essen. 😉
Im Kongresszelt fanden Vorträge bzw. Lesungen statt. Das Programm in dem Kongresszelt fand ich so toll, dass ich die meiste Zeit dort verbracht habe. Vielen Dank an die Vortragenden und an diejenigen, die das organisiert haben! Besonders interessant fand ich die Vorträge bzw. Lesungen von Hilal Sezgin, Jeff Mannes & Melanie Joy, Ria Rehberg, Jan Bredack, Mahi Klosterhalfen und Patrik Baboumian, auf die ich jetzt noch etwas näher eingehen werde.
Die Philosophin Hilal Sezgin hat aus ihrem Buch „Artgerecht ist nur die Freiheit“ sowie aus ihrem neusten Buch „Hilal Sezgins Tierleben“ gelesen. Ersteres habe ich bereits vor ein paar Monaten gekauft und gelesen. Es hat mir sehr gefallen und ich kann es besonders denjenigen empfehlen, die sich mit Tierethik noch nicht so richtig beschäftigt haben bzw. wissen möchten, warum Tiere aus philosophischer Sicht Rechte haben sollten. Auch werden in diesem Buch Veganer_innen fündig, denen noch ethisch begründete Argumente fehlen, denn die Autorin nennt und untermauert viele Argumente, die für Tierrechte sprechen. Ich fühlte mich zudem in vielem, was ich schon länger denke, bestätigt. Obwohl es ein Sachbuch ist, ist es sehr flüssig zu lesen und ich finde ihren Schreibstil sehr angenehm. Das andere Buch werde ich mir wohl auch noch zulegen, da mir das, was Hilal daraus las, sehr gefallen hat.
Dr. Melanie Joy kann noch nicht so gut deutsch, daher hat Jeff Mannes (von CAAN) den Vortrag über Karnismus und ihre Arbeit gehalten. Anschließend konnten aber auch noch Fragen an Melanie selbst gestellt werden. Da fällt mir ein, dass ich ihr Buch „Warum wir Hunde lieben, Schweine essen und Kühe anziehen: Karnismus – eine Einführung“ immer noch nicht gelesen habe. Ich weiß zwar ungefähr, worum es geht, da ich viele Rezensionen und Zusammenfassungen gelesen habe, aber das Buch direkt noch nicht. Sie hat mit ihren psychologischen Erkenntnissen unsere Bewegung sehr bereichert, da diese uns helfen die Mechanismen zu verstehen, welche Menschen dazu bringen gegen ihre Moral zu handeln. Zudem erklärt sie, wie wir diese Erkenntnisse nutzen können. Melanie hat noch erwähnt, dass sie von der veganen Bewegung in Deutschland begeistert ist und dass sie vor ein paar Monaten nach Berlin gezogen ist.
In dem Vortrag von Ria Rehberg ging es um Strategien, die wir anwenden können, um andere Menschen von der veganen Lebensweise zu überzeugen. Diese basieren auf den psychologischen und wissenschaftlichen Erkenntnissen, die der amerikanische Autor Nick Cooney in seinen Büchern „Change of Heart“ und „Veganomics“ zusammengetragen hat. Aus diesen Erkenntnissen ergibt sich, dass einige der „alten“ Strategien unserer Bewegung, wie z.B. das ausschließliche nennen von Fakten oder die Forderung unbedingt vegan zu werden, nicht gerade hilfreich oder sogar eher kontraproduktiv sind. Wir müssen also umdenken und erfolgsversprechendere Strategien anwenden, wie z.B. das Erzählen von Geschichten über nichtmenschliche Individuen, an die sich Menschen eher erinnern als an Fakten oder das Fördern von Schritten in die richtige Richtung, da Menschen zu kleineren Veränderungen viel eher bereit sind.
Den Vortrag von dem Veganz-Gründer Jan Bredack hätte ich mir fast entgehen lassen, da ich dachte, dass er nur sein Buch vorstellt, welches sich eher an Nicht-Veganer_innen richtet. Über das Buch ging es jedoch nicht lange und er hat stattdessen ein wenig von sich und seiner Arbeit erzählt, was ich sehr interessant fand. Zudem hat er erzählt, dass er oft als Kapitalist beschimpft wird und die Scheiben von Veganz-Filialen eingeworfen werden, obwohl er weit davon entfernt ist Gewinne zu erzielen. Er möchte einfach nur der breiten Masse vegane Produkte leichter zugänglich machen und geht für dieses Ziel, welches viel Tierleid verhindern wird, große Risiken ein. Er setzt sich u.a. auch für mehr Nachhaltigkeit ein. Besonders lobenswert finde ich, dass es in den Veganz-Filialen immer mehr Produkte, darunter auch Pflanzenmilch, ohne Verpackungen geben wird. Ich freue mich auf die Filiale in Leipzig!
Mahi Klosterhalfen von der Albert Schweitzer Stiftung hat uns in seinem Vortrag erklärt, warum wir optimistisch für „Nutztiere“ sein können. Durch die Arbeit von ihm und seinem Team sind nun einige vegetarische Fleischalternativen vegan und bei Unternehmen wie Starbucks, Le Crobac und der Deutschen Bahn gibt es seit kurzem vegane Speisen zu kaufen. Zudem seien nun immer mehr Unternehmen bereit das vegane Angebot zu erweitern. Zusammen mit Björn Moschinki haben sie auch das vegane Angebot in den Mensen verschiedener Städte verbessert. Weiterhin gibt es Unternehmen, die mithilfe von Großspenden reicher Menschen (z.B. Bill Gates) Fleisch aus Zellen und Kuhmilch mithilfe von Casein produzierenden Bakterien herstellen möchten. Es gibt mittlerweile auch eine sehr gute Ei-Alternative aus Kartoffelprotein, welche immer häufiger in der Lebensmittelherstellung eingesetzt wird.
Der Strongman (stärkster Mann 2011) und Psychologe Patrik Baboumian hat sein Buch „VEGAN ganz anders: Eine Anleitung zum groß und stark werden“ vorgestellt, welches er zusammen mit seiner Verlobten geschrieben hat. Das Buch enthält nicht nur Rezepte für Kraftsport-liebende, sondern ist zugleich auch ein Ernährungsratgeber. Zudem erlaubt es einen persönlichen Einblick in sein veganes Leben und er beschreibt einige Gedanken, z.B. dazu, ob vegan lebende Menschen besser sind als andere. Ich habe das Buch nicht gelesen, aber das, was er erzählt hat, klingt sehr interessant und vielleicht werde ich es ja mal lesen. Am Ende hat Patrik die verschiedensten Fragen aus dem Publikum beantwortet. Dabei ist mir aufgefallen, dass er ein sehr großes Ernährungswissen hat, welches vor allem auf wissenschaftlichen Fakten und teilweise zusätzlich auf Erfahrungen beruht.
Mir hat es jedenfalls sehr gefallen auf dem Vegan-Vegetarischen Sommerfest in Berlin und ich werde nächstes Jahr bestimmt wieder dabei sein. 🙂