Für viele Menschen ist die Haltung und die Tötung von Tieren der Grund, warum sie tierliche Produkte meiden. Die Tierhaltung wird von ihnen nicht als artgerecht empfunden und auch die Nutzung von Tieren für andere Zwecke wird aufgrund unnötiger Tierquälerei abgelehnt. Ich möchte daher zusätzlich noch auf die Haltung und Tötung von Tieren eingehen. Ich werde mich kurzfassen, da es eine Zusammenfassung sein soll und auch, weil es mir gerade sehr schwer fällt darüber zu schreiben. Ich habe so viel gesehen und gelesen, dass ich es kaum noch ertragen kann. Ich werde dafür aber Links zu weiteren Informationen bereitstellen. Zum gesamten Thema kann ich die Doku Earthlings* empfehlen. Aber Vorsicht: Dieser Film zeigt ungeschönt die Grausamkeiten gegenüber nichtmenschlichen Tieren. Diejenigen, die das nicht ertragen können und nicht vegan leben, sollten vielleicht einmal darüber nachdenken, ob die nicht-vegane Lebensweise dann für sie überhaupt die Richtige ist.
„If Slaughterhouses had glass walls, everyone would be a vegetarian.“
(Paul McCartney, Musiker)
Dass für die Fleischproduktion Tiere getötet werden, ist bekannt, auch wenn es viele Menschen verdrängen. Was viele jedoch nicht wissen ist, dass die Betäubung vor dem Schlachten häufig nicht korrekt durchgeführt wird, so dass viele Tiere daher bei lebendigem Leib geschlachtet oder verbrüht werden. Doch die Haltung an sich ist bereits mit Tierquälerei verbunden. Muttersauen werden in kleinen Käfigen, sogenannten Kastenständen, gehalten. Masthühner sind derart überzüchtet, dass sie ihr eigenes Gewicht kaum tragen können. Das sind nur ein paar Beispiele. Die Tiere müssen noch viel mehr aushalten.
Fische sind ebenso leidensfähig wie z.B. Säugetiere und Vögel. Wenn sie aus dem Wasser geholt werden, ersticken sie qualvoll. Beim kommerziellen Fischfang werden große Netze verwendet, in denen sich andere Fische, aber auch z.B. Schildkröten und Delfine mitverfangen. Die Tiere, die zum sogenannten Beifang gehören, sterben entweder bereits dadurch oder werden nach dem Fang schwer verletzt ins Meer zurückgeworfen, wo sie anschließend qualvoll verenden. Ein Großteil des „Fischbestandes“ im Meer ist bereits ausgerottet. Auch sogenannte Aquakulturen sind keine gute Lösung, da fleischfressende Fische von Wildfischen ernährt werden. Für 1 kg Fisch werden hier 4 kg Wildfische benötigt.
Milchkühe werden jährlich zwangsgeschwängert, damit sie Milch produzieren. Die Kälbchen werden ihnen weggenommen, damit die Milch verkauft werden kann. Die Trennung von Mutter und Kind ist sehr schmerzhaft, denn auch bei Milchkühen gibt es Mutterliebe. Die männlichen Nachkommen werden zu Kalbfleisch verarbeitet und die weiblichen erleiden das gleiche Schicksal wie ihre Mutter. Sie sind zu sogenannten Hochleistungskühen gezüchtet worden, damit sie mehr Milch geben. Die Milchleistung lässt aber bereits nach wenigen Jahren nach und dann werden sie geschlachtet. Zudem sind sie sehr häufig von einer Mastitis betroffen. Das ist eine entzündliche Krankheit der Euter, die sehr schmerzhaft ist. Nicht selten sind daher auch Blut und Eiter in der Milch enthalten.
Die Eierproduktion ist ebenfalls mit viel Leid verbunden. 50 % der geschlüpften Küken sind männlich. Da diese keine Eier legen können und daher nicht benötigt werden, werden sie direkt nach dem Schlüpfen aussortiert und anschließend vergast oder zerschreddert. Auch die Legehennen sind überzüchtet worden, damit sie mehr Leistung bringen. Das Legen der vielen Eier ist sehr belastend und da auch Legehennen bereits nach relativ kurzer Zeit „unproduktiv“ sind, werden sie ebenfalls frühzeitig geschlachtet und durch andere Hennen ersetzt. Für den Konsum von Eiern (und Milch, s.o.) werden folglich ebenfalls Tiere getötet.
Die Biohaltung ist zwar mit weniger Leid verbunden als die herkömmliche Tierhaltung, jedoch trifft das, was ich beschrieben habe, zum größten Teil auch auf die Biohaltung zu. Die hygienischen Zustände sind nicht immer besser und es ist ein Mythos, dass die Tiere in der Biohaltung ausschließlich auf der Weide grasen. Kastenstände für Muttersauen existieren z.B. ebenfalls, auch wenn diese etwas größer sind. Artgerecht ist das jedoch auch nicht. Deshalb sind tierliche Produkte aus Biohaltung für Veganer_innen keine Alternative.
Für Pelz und Leder werden ebenfalls Tiere getötet und zuvor unter tierquälerischen Bedingungen gehalten. Auf „Pelzfarmen“ werden Tiere in kleinen, dreckigen Käfigen gehalten und irgendwann ohne Betäubung mit äußerst grausamen Methoden getötet, damit ihr Fell unbeschadet bleibt. Viele Menschen denken, dass Leder ein Nebenprodukt der Fleischproduktion ist. Für die Herstellung von Leder werden jedoch auch andere Tiere gequält und getötet. Auch die Produktion von Wolle und Daunen ist mit Tierquälerei verbunden. Veganer_innen tragen folglich keine Produkte aus Pelz, Leder, Wolle oder Daunen. Es gibt übrigens auch hochwertige vegane Schuhe.
Auch Arthropoden und Mollusken empfinden Schmerz, daher nutzen Veganer_innen die Produkte dieser Tiere ebenfalls nicht. Sie essen folglich weder Hummer noch Muscheln und kaufen weder Honig noch Seide.
Tierversuche werden von Veganer_innen abgelehnt, weil diese mit extrem grausamer Tierquälerei verbunden sind. Es ist ein Mythos, dass Tierversuche notwendig sind. Es gibt viel bessere Alternativen. Zudem ist die Durchführung von Tierversuchen sogar für uns gefährlich, da die Ergebnisse auf Menschen nicht übertragbar sind. Tierarten unterscheiden sich viel zu sehr. Aus den genannten Gründen unterstützen Veganer_innen Tierversuche nicht und achten z.B. beim Kauf von Kosmetikartikeln darauf, dass diese bzw. deren Inhaltsstoffe nicht im Tierversuch getestet wurden sowie keine tierlichen Inhaltsstoffe, wie z.B. Rindertalg, enthalten.
Auch im Zirkus wird keine Rücksicht auf die Bedürfnisse der Tiere genommen. Sie werden in kleine Käfige gesperrt, angekettet und gewaltsam dressiert, damit sie Kunststücke machen, die wider ihrer Natur sind. Die Tiere zeigen bestimmte Verhaltensauffälligkeiten, die auf psychische Störungen durch die Gefangenschaft und die wiederkehrenden Demütigungen hindeuten, z.B. Aggressionen oder Stereotypien, wie das Weben bei Elefanten und das kontinuierliche Hin- und Herlaufen bei Großkatzen. Viele deutsche Städte und andere Länder haben aus diesen Gründen bereits alle oder bestimmte Wildtiere im Zirkus verboten.
Auch im Zoo haben die Tiere viel zu wenig Platz. In Freiheit wandern viele Tiere mehrere Kilometer. Das kann ein Zoogehege nicht bieten. Stereotypien können auch bei Tieren im Zoo, z.B. bei Eisbären, beobachtet werden. Weiterhin haben Tiere in Zoos, vor allem Elefanten, eine viel geringere Lebenserwartung als in freier Natur. Das Leben in Gefangenschaft ist eine große Qual für die Tiere. Häufig fällt das Argument, dass Zoos der Arterhaltung dienen. Es werden jedoch vor allem Publikumslieblinge in Zoos gesperrt. Es geht auch hier nur um Profit. Zudem werden immer noch Tiere aus der Wildnis gefangen und auf diese Weise grausam von ihrer Familie getrennt. Tiere, die überflüssig oder störend sind, werden getötet oder anderweitig „entsorgt“.
Sogenannte Haustiere, wie Hunde und Katzen, werden gezüchtet, damit sie als Gefährten gehalten werden können. Auch hier sehen viele Menschen nur ihren eigenen Vorteil. Aufgrund fehlender Kenntnisse über die Tiere werden viele nicht ihren Bedürfnissen entsprechend gehalten. Einige Tiere sind überzüchtet, z.B. können Möpse aufgrund ihres verkürzten Kopfes nicht richtig atmen. Zudem existiert ein Überangebot. Viele Tiere müssen in Tierheimen dahinvegetieren und dennoch werden immer mehr gezüchtet. Daher kaufen Veganer_innen keine Tiere aus der Zucht. Eine „Adoption“ der ungewollten Tiere wird jedoch als sinnvoll gesehen, da ihnen dadurch ein besseres Leben ermöglicht wird.
„Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.“
(Albert Schweitzer, deutscher Arzt, Theologe, Musiker und Philosoph, 1875 – 1965)
Aufgrund des beschriebenen Leidens nichtmenschlicher Tiere für menschliche Bedürfnisse kommt für Veganer_innen der Konsum tierlicher Produkte bzw. die Nutzung tierquälerischer Freizeitaktivitäten nicht mehr in Frage. Die meisten Veganer_innen sprechen nichtmenschlichen Tieren darüber hinaus das Recht auf Unversehrtheit und das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit zu.
Sich mit dem Tierleid auseinanderzusetzen ist nicht leicht, aber gerade deshalb sollten es, finde ich, alle Menschen tun. Mit Wegschauen und Verdrängen können wir nichts ändern. Mit dem konsequenten Meiden von Tierqualprodukten erreichen wir hingegen sehr viel. Das, was ich oben beschrieben habe, passiert unschuldigen, empfindungssfähigen Lebewesen. Lasst uns der größten Grausamkeit, die es auf der Erde gibt, ein Ende bereiten!
*UPDATE 25.10.2015: Ich distanziere mich vom Holocaust-Vergleich in diesem Film. Siehe Beitrag: Warum ich den Film Earthlings nicht mehr uneingeschränkt empfehlen kann
Weitere Informationen:
Fleisch, Fisch, Milch und Eier:
Nie wieder Fleisch? (Arte-Doku)
Infos zur Massentierhaltung (Albert Schweitzer Stiftung)
Die Wahrheit über Biotierhaltung (ARIWA)
Küken sexen (ZDF-Doku-Auschnitt)
Ausgemolken
Pelz, Leder, Wolle und Daunen:
Gift auf unserer Haut – Leder und Pelze für Deutschland (ZDF-Doku)
Tierqual und Kleidung (PETA)
Kunstpelz ist echt (Animals‘ Liberty)
Tierversuche:
Infos über Tierversuche (Animal Equality)
Infos über Tierversuche (Ärzte gegen Tierversuche)
Broschüre (PDF): Woran soll man denn sonst testen? (Ärzte gegen Tierversuche)
Wissenschaftliche Studien (Ärzte gegen Tierversuche)
Blog über tierversuchsfreie Kosmetik
Zirkus und Zoo:
Zirkusse und Zoos (Animal Equality)
Zirkusse: Missbrauch in der Manege (PETA)
Die traurige Geschichte der Elefantin Tyke und weitere Infos zum Zirkus (PETA)
Haustiere:
Warum ein Tier aus dem Tierheim? (PETA)
Zucht: Tierleid für Profit und Rassenwahn (PETA)