Viele Menschen denken, dass es Veganer_innen nur um ihren eigenen Konsum geht und dass es nur eine persönliche Entscheidung ist, auf tierliche Nahrungsmittel zu verzichten. Bei einigen Veganer_innen ist es vielleicht auch so, vor allem bei denjenigen, die ihre Entscheidung nur aus gesundheitlichen Gründen getroffen haben. Den meisten Veganer_innen geht es aber um sehr viel mehr. Die Entscheidung zu einer veganen Lebensweise haben viele aus ethischen und politischen Gründen getroffen. Sie sehen sich als Teil einer Bewegung, deren Ziel es ist, die gesellschaftlichen Verhältnisse zu verändern und soziale Ungerechtigkeit zu beenden. Sie nehmen nicht nur Menschen, sondern auch nichtmenschliche Tiere als Subjekte wahr, deren Interessen und Bedürfnisse berücksichtigt werden müssen. Die Gründe dafür werde ich etwas näher erläutern.
„The question is not, Can they reason?, nor Can they talk? but, Can they suffer?”
(Jeremy Bentham, Philosoph)
Viele Menschen sind der Meinung, dass die Nutzung von nichtmenschlichen Tieren für ihre Zwecke legitim ist. Begründet wird dies oft mit der angeblich geringeren Intelligenz. Abgesehen davon, dass eine geringere Intelligenz kein Grund für die Vorenthaltung von Rechten ist, zumal es auch Menschen mit geringerer Intelligenz gibt und wir mit ihnen demnach genauso umgehen können dürften, sollte die Leidensfähigkeit entscheidend sein. Nichtmenschliche Tiere haben die gleiche Leidensfähigkeit wie wir Menschen. Sie empfinden die gleichen Emotionen wie Freude, Neugier, Liebe, Trauer, Demütigung, Einsamkeit und Angst. Sie bilden, wie wir, soziale Gruppen und ihr Leben ist ihnen genauso wichtig wie uns unser Leben ist. Sie bekommen alles mit, was mit ihnen geschieht. Sie wissen genau, was gleich mit ihnen passieren wird, wenn sie in einen Schlachthof gebracht werden und sehen müssen, wie einige ihrer Artgenossen getötet werden. Das Gehirn von nichtmenschlichen Tieren funktioniert auf die gleiche Weise wie unseres. Es wurde z.B. nachgewiesen, dass sie ein Langzeitgedächtnis besitzen, ihre eigene Zukunft planen können und empathiefähig sind. Einige Wissenschaftler_innen kamen zu dem Ergebnis, dass Delfine, Hunde und auch andere Tiere Personen sind. Wer die wissenschaftlichen Fakten berücksichtigt, kann daran auch nicht mehr zweifeln. Jedoch sind diese dafür nicht notwendig. Wer einmal mit einem nichtmenschlichen Tier zusammengelebt und das Verhalten genau beobachtet hat, wird das selbst festgestellt haben. Sie sind wie wir und sie fühlen wie wir. Aus diesem Grund haben sie ein Recht auf Leben und Leidensfreiheit. Und dafür setzen sich die meisten Veganer_innen ein.
„Speciesism is morally objectionable because, like racism, sexism, and heterosexism, it links personhood with an irrelevant criterion. Those who reject speciesism are committed to rejecting racism, sexism, heterosexism, and other forms of discrimination as well.“
(Gary L. Francione)
Die Diskriminierung von Individuen aufgrund ihrer Spezieszugehörigkeit (Speziesismus) wird von den meisten Veganer_innen als genauso falsch empfunden wie z.B. die Diskriminierung aufgrund der Hautfarbe (Rassismus), des Geschlechts (Sexismus) und der Sexualtiät (Heterosexismus), da diese ebenso willkürlich ist. Die Ausrede „Sie sind nicht wie wir!“ wurde schon immer verwendet, um bestimmten Individuen ihre Rechte vorenthalten zu können. Menschen mit dunkler Hautfarbe wurden mit dieser Begründung versklavt. Frauen hatten deswegen früher z.B. kein Wahlrecht. Ich könnte noch viele Beispiele nennen. Da nicht alle Individuen die gleichen Rechte brauchen, sollten sie diese entsprechend ihren Interessen und Bedürfnissen erhalten. Genauso wie Männer kein Recht auf Schwangerschaftsabbruch brauchen, benötigen nichtmenschliche Tiere kein Wahlrecht. Aber dort, wo die Interessen und Bedürfnisse gleich sind, sollten diese moralisch gleichermaßen berücksichtigt werden. Ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit und die Vermeidung von Leid ist allen wichtig, sowohl den Menschen, als auch den nichtmenschlichen Tieren. Weder menschliche noch nichtmenschliche Individuen möchten das Eigentum anderer sein.
„Die Einzigartigkeit und Würde jedes einzelnen Tieres wirklich zu respektieren heißt, nicht länger seine grenzenlose Ausbeutung zu unterstützen, sondern aktiv zu seiner Befreiung beizutragen.“
(Die Tierbefreier e.V., Tierrechtsorganisation)
Die vegane Lebensweise bezieht sich folglich nicht nur auf die Ernährung. Für die Herstellung von Leder, Wolle, Daunen, etc. werden ebenfalls nichtmenschliche Individuen ausgebeutet. Auch Zirkusse und Zoos verwehren ihnen das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit und werden daher gemieden.
Alle Individuen sollten mit Respekt behandelt werden. Sowohl menschliche als auch nichtmenschliche Individuen sollten frei sein dürfen. Ich bin mir sicher, dass wir das erreichen können. Die vegane Bewegung wird immer größer, da immer mehr Menschen die Tierrechtsidee unterstützen. Zudem zeigt die Geschichte, dass wir auch andere Ungerechtigkeiten überwinden konnten. Der Kampf ist nicht umsonst.
Weiterführende Informationen:
Wer mit der Tierrechtstheorie nicht so sehr vertraut ist, mag das, was ich geschrieben habe, vielleicht merkwürdig finden. Es bedarf evtl. weiterer Beschäftigung mit dem Thema, um das alles begreifen zu können. Zumindest war es bei mir so. Aber es lohnt sich, denn es ist wirklich logisch und schlüssig. Für den Anfang kann ich folgende Links empfehlen:
Warum haben Tiere Rechte? – Tierrechte einfach erklärt (Video)
Der Grundgedanke der Tierrechte (Die Tierbefreier)
Alle empfindungsfähigen Lebewesen verdienen Rechte (Animal Equality)
Animal Liberation. Was will die Tierbefreiungsbewegung? (BerTA)
FAQ Tierrechte (PETA)
Ich hatte geschrieben, dass nichtmenschliche Tiere die gleichen Emotionen empfinden wie wir. In folgendem Video über 2 Elefantinnen, die sich nach mehr als 20 Jahren wiedersehen, ist das deutlich zu erkennen. Jedes Mal, wenn ich es mir ansehe, rührt es mich zu Tränen. Aber seht selbst:
Shirley and Jenny: Two Elephants Reunited After More Than 20 Years
Ich möchte euch auch die herzzerreißende Geschichte einer Kuh nicht vorenthalten, die versuchte eines ihrer Kälbchen zu retten. Diese Geschichte zeigt, dass Mutterliebe bei nichtmenschlichen Tieren ebenso existiert wie bei uns: